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Künstliches Koma

Das sogenannte künstliche Koma ist eine Therapie zum Schutz des Patienten vor Schmerz und Stress.

Künstliches Koma - die Betonung liegt auf "künstlich"

Bei schweren Brandverletzungen, vor allem bei gleichzeitigem Inhalationstrauma, d.h. wenn z.B. heißer Rauch eingeatmet wurde, wird sehr häufig der Patient in ein künstliches Koma, auch Heilkoma genannt, versetzt.  Das Wort "künstlich" zeigt den wesentlichsten Unterschied zum echten Koma. Es liegt in der Hand des erfahrenen Teams auf der Intensivstation Tiefe und Dauer zu steuern. Der Anästhesist kann jederzeit das künstliche Koma beenden.

Ein Koma, egal ob künstlich oder natürlich z.B. nach schwerer Schädel/Hirn Verletzung, schützt den Patienten vor starken Schmerzen, Angst und Streß. Beim natürlichen Koma ist es der Körper selbst, der diesen Schutzwall aufbaut.

Die hochentwickelte Intensivmedizin setzt häufig routinemäßig nach schweren Brandunfällen das künstliche Koma ein. Der Körper wird so geschützt und entlastet, die Sauerstoffversorgung erhalten und notwendige Behandlungen können überhaupt durchgeführt werden. Die notwendige Reinigung von großen brandverletzten Hautbereichen oder Verbandwechsel z.B. wären ohne Narkose nicht zu ertragen.

Langzeitnarkose mit maximaler Schmerztherapie

Schlaftiefe und Grad der Muskelentspannung können mit Medikamenten genau gesteuert werden. Die Narkose ist flacher als bei einer sog. Vollnarkose, ab und zu läßt man den Patienten fast aufwachen. Es wird so auch versucht, eine Art Tag und Nachtrhythmus aufrecht zu erhalten und die Tiefe der Bewußtlosigkeit den anfallenden Behandlungen anzupassen. Dadurch ist der Patient nur selten komplett in seiner Wahrnehmung blockiert. Obwohl gegen Schmerz und Streß durch die Medikamente abgeschirmt, kann er oftmals  gerade Stimmen und Berührungen wahrnehmen.

Die starken schmerzstillenden Medikamente, die gleichzeitig verabreicht werden, setzen zahlreiche schützende Reflexe, z.B. den Schluckreflex außer Kraft oder dämpfen sie, z.B. den Atemreflex. Daher wird meist immer künstlich beatmet. Wenn das künstliche Koma für mehrere Tage nötig ist, wird der Patient über Magensonde oder intravenös ernährt. Es wird Bewegungstherapie durch geführt, z.B. Gelenke werden passiv bewegt. Diese verschiedenen Maßnahmen dienen auch dem Schutz vor Infektionen. Lungenentzündungen z.B. können immer eine Gefahr sein auf Intensivstationen.

So lang wie nötig und so kurz wie möglich

wird diese Therapie eingesetzt, denn natürlich gibt es auch Nachteile. Die Medikamente, die während des künstlichen Komas verabreicht werden müssen, belasten natürlich den Stoffwechsel und müssen irgendwann ausgeschieden werden. Der eigene Atemantrieb muß sich stabilisieren, wenn das künstliche Koma beendet wird. Es kann auch sein, daß es Tage oder Wochen dauert, bis das Erinnerungsvermögen des Patienten wieder einsetzt. Mehr oder weniger lange Zeiten des Durchgangsyndroms können auftreten.

Persönliche Schilderung: "Erinnerungen an 12 Tage im Künstlichen Koma" Petra Lubosch, 2006

Unsere Bitte an alle, die in einem BVZ arbeiten oder sonst mit dem Patienten im "Künstlichen Koma" in Kontakt kommen  

Unsere Bitte an jeden, der mit Patienten und deren Angehörigen in Kontakt kommt nach einer Zeit im "Künstlichen Koma"  

Unsere Bitte an alle in Führungspositionen in einem BVZ  

Eine Person, z.B. im Burnteam, könnte benannt werden, bei jedem Patienten ungefragt während und vor allem nach dem Durchgangssyndrom ausführlich über das "Künstliche Koma", Medikamente und deren eventuelle Traumfolgen zu sprechen. Dies auch immer wieder, um sicher zustellen, daß der Betroffene es auch wirklich verstanden hat. Verweigerung einer weiteren OP, Angstzustände, Aggressivität gegenüber dem System oder einer Person, Schlafverweigerung u.ä. können ihre Ursache in den "Erfahrungen" im Künstl. Koma haben, auch wenn der Patient nicht darüber spricht. Sollten Reaktionen kommen, die auf "schlimme Träume" schließen lassen, dann ist psychologische Betreuung sofort nötig, auch wenn der Patient das zunächst ablehnt. 


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