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Belastungsreaktion, PTBS oder Anpassungsstörung?

Seelische Reaktionen auf traumatische Ereignisse

Menschen nach Brandverletzungen leiden unter massiven sichtbaren körperlichen Folgen wie Schmerzen, zahlreichen Operationen oder langen Krankhausaufenthalten, oft eingebettet in intensivmedizinische Versorgung. Daneben gibt es jedoch auch verschiedene psychische Folgen auf ein traumatisches Ereignis und die Änderungen im Leben, die sich dadurch ergeben und die den Menschen manchmal vor genauso große Herausforderungen stellen wie die Bewältigung der körperlichen Folgen.

Was ändert sich nach einem solchen Ereignis?

Ein psychisches Trauma entsteht durch eine subjektiv als bedrohlich erlebte Extremsituation wie das Unfallgeschehen. Auf ein traumatisches Ereignis reagiert zwar jeder Mensch anders, es gibt allerdings eine Vielzahl von Beschwerden, die bei vielen gleich ist. So stellt das Erlebte eine Art seelischen Schock dar, der bei fast allen Menschen unangenehme Gefühle, Gedanken und körperliche Empfindungen auslöst. Diese sind ein Zeichen dafür, dass Ihr Körper und Ihre Psyche versuchen zu begreifen, was passiert ist und damit fertig zu werden.

Bekannte Beschwerden sind in den Wochen nach dem Ereignis das ständige Gefühl der Bedrohung und das ungewollte Wiedererleben des Ereignisses in Form von Bildern, Geräuschen, Gerüchen oder anderen Empfindungen. Manchmal ist das Wiedererleben so lebhaft, dass es so erscheint, als passiere das traumatische Ereignis noch einmal. Dies kann auch in Form von Alpträumen geschehen. Es löst bei vielen die Angst aus, verrückt zu werden und das Trauma niemals zu überwinden. Dadurch ziehen sich viele Betroffene zurück und vermeiden alles, was an das Trauma erinnert. Zudem ist der Körper innerlich unruhig, wachsam und schreckhafter als gewohnt, was häufig auch zu Konzentrations- und Schlafstörungen führt.

All die geschilderten Beschwerden werden als Akute Belastungsreaktion bezeichnet. Wenn die Symptome länger andauern werden sie Posttraumatische Belastungsstörung genannt und bedürfen dann meist einer psychotherapeutischen Behandlung.

Welche anderen Beschwerden können bei Brandopfern auftreten?

Viele Betroffene zeigen auch Symptome einer Anpassungsstörung, die Beschwerden wie Ängstlichkeit, Depressivität oder übermäßige Sorgen um den eigenen Körper umfasst. Der Begriff Anpassungsstörung meint also Schwierigkeiten bei der Anpassung an die veränderten Lebensbedingungen (Narben, Entstellungen, Reaktionen der Mitmenschen etc.).

Besonders der Umgang mit dem veränderten Körperbild stellt die Betroffenen vor eine große Herausforderung. Sie müssen nun lernen, mit den Reaktionen anderer Menschen umzugehen und sich selbst weiterhin als wertvolle Menschen zu sehen, wenngleich sich ihr Aussehen oftmals drastisch verändert hat. Nicht selten kommt es zu starken Selbstzweifeln und Minderwertigkeitsgefühlen, die mit einer niedergeschlagenen und verzweifelten Stimmungslage einhergehen und evtl. auch in eine Depression münden können.

Therapeutische Hilfen

Bei vielen Menschen nehmen die psychischen Beschwerden in den Wochen und Monaten nach dem Trauma von allein ab. Sollten Sie jedoch bei sich bemerken, dass die Beschwerden Sie stark belasten, Sie bei sich beispielsweise immer mehr bemerken, dass Sie alles, was an das Trauma erinnert, zu vermeiden versuchen, dann sollten Sie sich von einem ambulanten Psychotherapeuten dabei helfen lassen, das traumatische Ereignis zu verarbeiten, um Ihr altes Leben wieder zurück zu erobern und das Trauma zu einem Teil Ihrer Vergangenheit werden zu lassen.

Auch bezüglich der körperlichen Veränderungen kann Ihnen ein Psychotherapeut helfen, einen geeigneten Umgang und eine Rückkehr in den normalen Alltag zu finden. Dabei kann z.B. gemeinsam geübt werden, den eigenen Körper wieder anzusehen und selbstbewusst im Alltag auf Reaktionen anderer Menschen zu reagieren.

In einigen Fällen können die seelischen Beeinträchtigungen so ausgeprägt sein, dass sich zusätzlich eine medikamentöse Mitbehandlung als hilfreich erweist (z.B. mit sog. Antidepressiva oder angstlösenden Medikamenten) oder sogar eine vorübergehende stationäre Psychotherapie in einer Klinik stützend sein kann.

Sollten Sie bei sich die oben genannten Beschwerden bemerken, wenden Sie sich am besten an Ihren Hausarzt, der Ihnen dann geeignete Ansprechpartner vor Ort nennen kann oder fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse nach Adresslisten von niedergelassenen Psychotherapeuten. Zudem bieten größere (Universitäts-)Kliniken und Brandzentren psychologische Beratungs- und Therapiegespräche an. Und machen Sie sich bewusst, dass es anfangs ganz normal ist, auf solch schreckliche Erlebnisse so heftig zu reagieren. Fachleute bezeichnen dies als "Normale Reaktionen auf unnormale Ereignisse". Deshalb ist es kein Zeichen von Schwäche oder Unfähigkeit, allein klar zu kommen, wenn man sich professionelle Hilfe sucht.

Dipl.-Psych.Stefanie Jasper

Psychologische Psychotherapeutin (Verhaltenstherapie)
Medizinische Hochschule Hannover


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