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Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

Das Mannheimer Zentralinstitut für Seelische Gesundheit führt Studien durch, um neurologische Veränderungen durch PTBS zu erforschen und sucht dafür Studienteilnehmer.

Trauma und seine Folgen

Nach einem lebensbedrohlichen Ereignis kann es zu einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) kommen.

Die Folgen von Extrembelastungen sind in der Psychologie seit jeher bekannt. Was von man vor 100 Jahren noch "Schreckneurose" oder "Kriegszitterer" nannte, bezeichnet man heute als Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS).

Ursache für die Entstehung einer PTBS sind entsetzliche Ereignisse, wie beispielsweise das Erleben einer schweren Verbrennung. Von einem traumatischen Ereignis spricht man dann, wenn sich eine Person selbst massiv bedroht fühlt oder andere in großer Gefahr sieht und gleichzeitig das Empfinden hat, nichts unternehmen zu können, um die Situation zu ändern. Dieses Gefühl der Ohnmacht verbindet sich mit intensiver Angst und hilflosem Entsetzen vor dem Geschehen. Ein solches Erlebnis ist zunächst ein seelischer Schock. Es ist schwer zu begreifen, was einem passiert ist und wie man damit fertig werden kann. Die Zeit nach dem Erlebnis ist oft geprägt von immer wiederkehrenden Erinnerungen, bei denen die Betroffenen das Geschehene in Bildern, Gedanken oder Träumen immer wieder durchleben müssen. In der Regel gehen diese belastenden Erinnerungen mit der Zeit vorüber, das Trauma wird verarbeitet.

Nur etwa 8% der Betroffenen entwickeln im Laufe der Zeit eine PTBS

Den meisten Menschen gelingt es also, ein traumatisches Erlebnis zu überstehen und einzuordnen, wohingegen andere jahrelang unter den Konsequenzen leiden und als Folge eine PTBS entwickeln. Am Institut für Neuropsychologie und Klinische Psychologie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) Mannheim erforschen Frau Professor Herta Flor und ihre Mitarbeiter die Entstehung und Aufrechterhaltung der Erkrankung.

Auftreten und Symptome

Man weiß heute, dass eine PTBS direkt nach einem traumatischen Erlebnis, aber auch Monate, sogar Jahre und Jahrzehnte danach auftreten kann. Jeder Mensch reagiert dabei auf seine eigene Art und Weise. Trotzdem gibt es Reaktionen die ganz typisch sind und die bei vielen Menschen gleich sind. Dabei lassen sich vier Gruppen von Beschwerden unterscheiden:

  1. Ungewolltes "Wiedererleben" des Traumas (z.B. in wiederkehrenden, belastenden Erinnerungen, Träumen, Flashbacks)
  2. Vermeidung von Dingen und Situationen, die mit dem Trauma verbunden sind (z.B. nicht daran denken/ darüber sprechen, Ort des Geschehens meiden)
  3. Körperliche Übererregung (ständig "auf dem Sprung sein, leicht erschrecken, Reizbarkeit, Ein- und Durchschlafstörungen, Konzentrationsstörungen)
  4. Gefühlstaubheit/ Niedergeschlagenheit (z.B. Gefühle wie Liebe oder Glück nicht mehr empfinden können, Gefühl der Entfremdung oder Losgelöstheit von anderen Personen)

Die Beschreibung der Symptomatik zeigt, dass ein Trauma das Gedächtnis verändern kann. Erinnerungslücken und ungewollte Flashbacks deuten auf eine unvollständige Verarbeitung des Erlebten hin. Ein Gefühl der Bedrohung bleibt bestehen. Die Forschung geht davon aus, dass es den Betroffenen schwer fällt, das Erlebte adäquat zu "löschen". Einer der Gründe dafür ist, dass bestimmte Hinweisreize, sogenannte "Trigger" (z.B. der Geruch von Verbranntem), losgelöst von den ursprünglichen traumatischen Situationen noch extreme Angst auslösen können. Dem Gedächtnis gelingt es nicht, das Erlebte in den richtigen Kontext einzuordnen, welches zu den lebenseinschränkenden Symptomen der PTBS führt. Das Erleben von Extremsituationen kann weiterhin zu biochemischen Veränderungen im Körper führen, wie beispielsweise zur Dysregulation des Stresshormonspiegels Kortisol. Dadurch kann der Körper nicht mehr angemessen auf Stress reagieren, welches wiederum zu einer Belastungsstörung führen kann. Dies konnte auch im Rahmen der Forschungsvorhaben von Frau Professor Herta Flor belegt werden.

PTBS-Patienten zeigten eine verstärkte Stressreaktivität bei gleichzeitig reduzierter Schmerzwahrnehmung

Die Wissenschaftler erhoffen sich in Zukunft auch herauszufinden, welche Rolle der Kontext bei der Verarbeitung eines traumatischen Erlebnisses spielt. Hier geht es vor allem darum, warum es manchen Menschen gelingt, das Trauma korrekt einzuordnen und anderen nicht. Besonders interessant ist dabei der Vergleich von Menschen, die eine PTBS entwickelt haben und solchen, die ein traumatisches Ereignis gut verarbeiten konnten. Letztere scheinen durch körpereigene und soziologische Schutzmechanismen vor der Erkrankung geschützt zu werden. Die Forschung erhofft sich, diese Schutzfaktoren entschlüsseln zu können und dadurch die Therapie der PTBS in Zukunft verbessern zu können.

Das Mannheimer Projekt sucht speziell auch nach Personen, die ein Trauma erlebt und dieses gut verarbeitet haben.

Außerdem wird für das Gelingen des Forschungsvorhabens die Teilnahme von PTBS-Betroffenen benötigt, also Personen, die seit dem Trauma unter belastenden Erinnerungen, Anspannung und Niedergeschlagenheit leiden.

Eine Studienteilnahme umfasst ca. acht Stunden, verteilt auf drei Tage. Neben der Untersuchung von Lern- und Gedächtnisprozessen mit hochmodernen Methoden (Kernspin, EEG), wird im Rahmen der Studie auch eine ausführliche diagnostische Untersuchung durchgeführt. Die Teilnehmer werden über das Resultat selbstverständlich informiert. Außerdem erhalten sie eine Aufwandsentschädigung von 10€/ Stunde und anfallende Fahrt- und Verpflegungskosten werden übernommen.

Auf Wunsch können Studienteilnehmer eine kognitive Verhaltenstherapie in der Spezialambulanz in Anspruch nehmen

Manon Wicking, M.Sc. Psych.

Institut für Neuropsychologie und Klinische Psychologie

Zentralinstitut für Seelische Gesundheit

J5
68159 Mannheim

www.zi-mannheim.de

Interessierte werden gebeten, ihren Namen und ihre Telefonnummer - unter Angabe des Stichwortes "Posttraumatische Belastungsstörung" - auf dem Anrufbeantworter des Projekttelefons 0621 / 1703-6321 zu hinterlassen. Die Mitarbeiter des PTBS-Projektes setzen sich dann umgehend mit ihnen in Verbindung.

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