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Dr. Wallner

Dr. med. Christoph Wallner, M.Sc. – CICATRIX-Preisträger 2017

Dr. med. Christoph Wallner
Dr. med. Christoph Wallner

Christoph Wallner, Jahrgang 1988, hat 2013 sein Medizinstudium an der medizinischen Universität in Innsbruck mit Auszeichnung abgeschlossen und erhielt von der medizinischen Universität eine Auszeichnung für die beste Diplomarbeit.

In den Jahren von 2012 bis 2016 wurden ihm verschiedene Preise und Auszeichnungen verliehen.

Seine Dissertation am Universitätskrankenhaus Bergmannsheill in Bochum hat Christoph Wallner im Jahre 2017 mit „summa cum laude“ abgeschlossen.

Seit 2014 ist er andauernd wissentschaftlicher Mitarbeiter und Assistenzarzt für Plastische und Rekonstruktive Chirugie an der Universitätsklinik Bergmannsheil in Bochum.

Die Forschungsarbeit von Christoph Wallner

Das Universitätskrankenhaus Bergmannsheil ist das erste weltweit, dass den Einfluss von einer Schwerbrandverletzung und des darauffolgenden Muskelschwundes auf spezifische Proteine des Muskels (Myostatin, Follistatin) untersucht. Ziel der Studie ist eine Hemmung des Myostatin, um den Muskelschwund zu hemmen und nachweislich das Überleben zu verbessern.

Die Verminderung des Muskelschwundes in Schwerbrandverletzten durch Interaktion mit dem Myostatin-Signalweg.

Verbrennungen haben einen komplexen pathologischen Effekt auf Körperfunktionen, sogar direkt nach dem Unfalltrauma. Unfallopfer mit einem Verbrennungsausmaß von über 20 % der Körperoberfläche leiden unter der sogenanntenVerbrennungskrankheit, die aufgrund eines komplexen Pathomechanismus entsteht. Vergesellschaftet kommt es zu einem massiven Bedarfsanstieg an Nährstoffen, die meistens nicht durch hochkalorische Nahrung kompensiert werden kann und aufgrund dessen zu einer muskelabbauenden Reaktion führt. Studien an Menschen und Tieren zeigen einen Verlust von 10 % bis 20 % reiner Muskelmasse in der Akutphase nach einer Schwerbrandverletzung.

Jedoch führt bereits ein Verlust von 10 % reiner Muskelmasse zu einer erhöhten Infektionsrate und verzögert die Wundheilung drastisch. Infolgedessen kommt es zu häufigeren Operationen. Zusätzlich verlängert die miteinhergehende Muskelschwäche die Dauer der künstlichen Beatmung und die Mobilisationsphase. Zusammenfassend führen diese physischen Beeinträchtigungen zu signifikant mehr lebensgefährlichen Lungenentzündungen und einer erhöhten Sterblichkeit. Ein weiterer bedrohlicher Faktor des Muskelverbrauchs zur Nährstoffgewinnung ist der fatale Verlust des Stickstoffes und der Aminosäure Glutamin über die Niere. Bleibt dieser muskelschwundbedingte Stickstoffmangel in Schwerbrandverletzten unbehandelt, erhöht sich die Sterblichkeit nochmalig stark. Es kann nicht abschließend geklärt werden, wie lange sich der Muskelschwund nach einer Schwerbrandverletzung auswirkt, jedoch geht man von mehreren Jahren bis Jahrzehnten aus, bis diese Stresssituation mit erhöhtem Nährstoffbedarf überwunden ist.

Zusätzlich zu den direkten oben genannten Narben sind die seelischen Beeinträchtigungen immens. Es kommt nicht nur zu einer erhöhten Belastung der Angehörigen durch die schwerwiegenden Komplikationen, sondern auch zu einem längeren Krankenhausaufenthalt, aufgrund des oben beschriebenen verlängerten Beatmungszeitraumes, der eingeschränkten Wundheilung und dem erhöhten Mobilisations-/Trainingsbedarfes. Nicht zu unterschätzen sind die langfristigen Folgen des Muskelabbaus, welcher sich einerseits in der dauerhaft reduzierten Kraft, aber auch im Erscheinungsbild niederschlägt. Insbesondere für Kinder und junge Erwachsene hat das unvorstellbare traumatische Folgen.

Einer der wichtigsten Faktoren des Muskelabbaus ist das Myostatin. Es ist ein Protein, das im Gesunden übermäßiges Muskelwachstum nach z.B. Sport verhindert. Ein-Ausschalten oder Herabregulieren des Proteins führt zu einem Schutz vor Muskelabbau. In der Forschungsarbeit wird die Rolle dieses Proteins beim krankhaften Muskelabbau nach einer Schwerbrandverletzung untersucht und eine mögliche therapeutische Herangehensweise, um diesen fatalen Muskelschwund zu stoppen.

Die bisherige Arbeiten befassten sich mit der muskelschützenden in der akuten und der muskelabbauenden Reaktion in der chronischen Phase. Nachgewiesen wurden die Reduktion der Muskelkraft in Relation zum Myostatingehalt, die Erhöhung der Muskelzellbildung in der Akutphase, die Reduktion in der chronischen Phase. Unter Zugabe von Follistatin konnte diese katabole Situation aufgehalten werden.

Mithilfe dieser Arbeiten konnte nicht nur eine Beteiligung des Myostatins am Muskelschwund gezeigt werden, es wurde auch eine muskelschützende Reaktion des Körpers in der Initialphase der Verbrennung erkannt. Das Forschungsteam interpretierte eine Aufgabe dieser muskelschützenden Reaktion in der chronischen Phase nach Verbrennungstrauma durch das Abfallen des Myostatins und Aufkommen der Muskelschwäche und -schwund.

Unter Hinzugabe des natürlichen Myostatin-Hemmstoffes Follistatin wurde eine muskelschützende Reaktion erhalten und diese in Muskelaufbau umsetzt. Der nächste Schritt soll eine prospektive Studie zur therapeutischen Einführung der Myostatin-Hemmung nach Schwerbrandverletzung sein, um dauerhaft einen Muskelschwund zu verhindern und hypothetisch die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus und Sterblichkeit zu reduzieren. Im Vordergrund steht auch die dauerhafte Muskelkrafterhaltung der Patienten, um eine Wiedereingliederung in das soziale Leben zu ermöglichen.


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