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CICATRIX-Wochenende 2008 - Informative Vorträge und schwäbische Gemütlichkeit

Unverändert hohe Besucherzahlen

Ob in Worms, Potsdam oder Stuttgart - das Interesse an den mittlerweile etablierten Kongressen unserer Gemeinschaft für Menschen mit Verbrennungen und Narben ist groß und hat sich auf Teilnehmerzahlen plusminus 100 eingependelt. In 2008 hat federführend Schatzmeisterin Eva Aumann ein Wochenende organisiert, das vielen nachhaltig in Erinnerung bleiben wird.

Grußwort von Frau Dr. Eisenmann
Grußwort von Frau Dr. Eisenmann

Schirmherrin Bürgermeisterin Dr. Susanne Eisenmann

Die Schirmherrschaft übernahm die Bürgermeisterin der Stadt Stuttgart, Frau Dr. Susanne Eisenmann aus dem Referat Kultur, Bildung und Sport gerne, nachdem sie im vergangenen Jahr Eva Aumann und Recep Arziman beim siebten Aktionstag der Stuttgarter Selbsthilfegruppen kennen gelernt hatte. Sie zeigte sich beeindruckt von der hohen Mitgliederzahl unserer Organisation und war erfreut über die gute deutsch-türkische Zusammenarbeit, denn die Baden-Württembergische Landeshauptstadt zeichnet sich durch das Zusammenleben vieler unterschiedlicher Nationalitäten aus.

Die Vorträge

Unser Dank gilt besonders unseren Referenten, die alle auf eigene Kosten nach Stuttgart angereist sind und ihre Vorträge ehrenamtlich gehalten haben.

Dr. Thomas Raff - 20 Jahre nach Ramstein - Aspekte aus verbrennungsmedizinischer Sicht

Am 28. August 1988 prallten drei Militärflugzeuge der italienischen Kunstflugstaffel Frecce Tricolori während des Flugtag Ramstein 88 auf dem US-Fliegerhorst im rheinland-pfälzischen Ramstein-Miesenbach bei Kaiserslautern - der Ramstein Air Base - bei einem komplexen Flugmanöver in circa 50 m Flughöhe und rund 300 m vor den Zuschauern zusammen. Von den 485 Verletzten, die Dr. Raff in seinem Vortrag dokumentierte, starben am Unfallort bereits 42, während 263 Menschen Verbrennungen erlitten. Mit bewegenden Worten skizzierte der Mediziner in seinem unter die Haut gehenden Vortrag das Unglück, die unterschiedlichen Rettungssysteme der Deutschen und der Amerikaner sowie seine Folgen.

Titelbild des Vortrags
Titelbild des Vortrags

Gerhard Wind - Psychologische Intervention nach Großschadensereignissen

Auch in der BG-Unfallklinik Ludwigshafen wurden Ramstein-Opfer versorgt. Die psychologische Begleitung der 11 Patienten auf der Intensivstation und der 21 Patienten auf der halboffenen Intensivstation erstreckte sich über den gesamten Krankenhausaufenthalt. Das Herstellen einer sicheren Umgebung sei immens wichtig für die Betroffenen, die sowohl Panik als auch Tod erlebt hätten. Denn nach einem anfänglichen Gefühl der "Betäubung" komme es sowohl zu affektiver als auch vegetativer Symptomatik, teilweise könne sogar Amnesie auftreten. Bis zur Wiedererlangung eigener Handlungsfähigkeit seien die Betroffenen zu Mitteilungs-, Ausdrucks- und Bewegungslosigkeit verurteilt und ihrem inneren Erleben während künstlichem Koma und Beatmung schutzlos ausgeliefert.

Kristina Wiegand - Permanent Make-Up aus chirurgisch-medizinischer Sicht bei Brandverletzungen

Der Blick in den Spiegel schmerzt vor allem Betroffene mit Gesichtsverbrennungen, weiß die erfahrene Lineristin und sei fast immer mit dem Wunsch verbunden, wieder wie "früher" auszusehen. Zu den ästhetischen Verfahren der Wiederherstellung gehört das Permanent Make-Up ebenso wie die Camouflage. Eine Feinstpigmentierung mittels modernster Technik ermöglicht das behutsame Formen der individuellen Gesichtszüge, um Augenbrauen oder Lippenkonturen wieder herzustellen. Auch eine Farbangleichung im Gesicht oder am Körper ist möglich, wenn Narbenareale weiß werden. Zu den vielfältigen und gut haltbaren Anwendungsgebieten gehören auch das Zeichnen von Bartstoppeln bei Männern oder Mamilien nach Brustrekonstruktionen.

Titelbild des Vortrags
Titelbild des Vortrags

Dr. Christian Uhlig - Möglichkeiten und Grenzen moderner Hautersatzmaterialien bei Verbrennungen

Der "Gold Standard" ist bis heute die Deckung tiefgradig verbrannter Areale mit körpereigener Spalthaut. Ob gemesht, als Micrograft oder als Sheatgraft - das hänge vom zu deckenden Gebiet, der Oberflächenausdehnung und der vorhandenen Spenderhaut ab, erklärte Dr. Uhlig. Das Ziel müssen neben einem permanenten Wundverband oder Epithelersatz bis zu kompletten Abheilung ebenso einfache Verbandswechsel wie die Schmerzfreiheit der Patienten sein. Hoffnung macht hier Suprathel, das bei oberflächlichen Verbrennungen bis zum Verbrennungsgrad IIb ebenso gute Erfolge verzeichnet wie an den Entnahmestellen.

Matthias Rapp - Verbrennungen durch Kampfstoffe

Können Touristen noch unbeschwert Urlaub an der Ostsee machen? Zumindest auf Usedom laufen Urlauber Gefahr, nicht Bernstein in die Hosentasche zu stecken, sondern hochexplosiven, selbst entzündenden Phosphor. Im nassen Zustand ähneln sich die Stoffe, erklärte Matthias Rapp. Erst getrocknet zeigen sie ihr wahres Gesicht. Feuer ist in der Historie schon immer für Kriegszwecke eingesetzt und im Laufe der Jahrhunderte optimiert worden. Ob Napalm oder Brandbomben, sie zählen zu den chemischen Kampfstoffen, die in großer Zahl in der Nord- und Ostsee am Meeresgrund lagern und an die Strände gespült werden. Die Schäden für die Betroffenen sind immens, Warnungen gibt es - wenn überhaupt - nur spärlich, wie fotografierte Schilder auf Usedom bewiesen.

Titelbild des Vortrags
Titelbild des Vortrags

Thomas Gförer - Schadensersatzansprüche bei Brandunfällen

Ab wann und gegen wen hat ein Verunfallter einen Anspruch auf Schadensersatz und Schmerzensgeld? Dieser Frage ging Thomas Gförer ausführlich nach. Nach Klärung der Frage, was alles zum Schadensersatz gehört, wies der Rechtsanwalt ausdrücklich darauf hin, dass es in Deutschland keine Schmerzensgeldtabellen gibt. Ansprüche sollten sofort und nur mit anwaltlicher Hilfe geltend gemacht werden. Ein guter Anwalt werde grundsätzlich eine außergerichtliche Einigung anstreben. Denn Gerichtsprozesse seien langwierig und kostspielig. Gförer erklärte den Interessierten zudem ausführlich, was ein Betroffener selber einbringen kann und sollte, um den gewünschten Erfolg zu erreichen.

CICATRIX e.V. weiterhin auf Erfolgskurs

Erfreulich war auch die Mitgliederversammlung, die direkt im Anschluss an den Kongress stattfand. Rund 750 Mitglieder zählt die Gemeinschaft für Menschen mit Verbrennungen und Narben mittlerweile. Die Aufgaben sind vielfältig und erstrecken sich über juristische Beratung, regionale Ansprechpartner vor Ort in nahezu allen Bundesländern sowie Österreich und der Schweiz bis hin zu den humanitären Hilfsprojekten. Vor allem das Spendenaufkommen für die kleine Buse, die mittlerweile in Ankara mehrfach erfolgreich operiert wurde, wie Recep Arziman berichtete, ist sehr erfreulich. Erstmals seit der Gründung standen auch Vorstandswahlen an. Dass die Mitglieder mehr als zufrieden mit der geleisteten Arbeit sind, zeigte sich durch die einstimmige Wiederwahl aller Vorstandsmitglieder. Auch die beiden Kassenprüfer wurden in ihrem Amt bestätigt.

Eva Aumann, Andreas Krüger und Regina Heeß
Eva Aumann, Andreas Krüger und Regina Heeß

Abendveranstaltung mit vorzüglichem Essen und guten Gesprächen

Sehr gut war die Stimmung auch abends im Restaurant "Mäxle". Inhaber "Pino" und seine Frau Ina begrüßten alle Anwesenden mit einem Glas Prosecco. Liebevoll war die Speisekarte mit dem CICATRIX-Logo gestaltet. Für das Dinner hatte der Küchenchef verschiedene Hauptgerichte zur Auswahl gezaubert und traf damit die unterschiedlichen, kulinarischen Geschmacksrichtungen aufs Feinste. Im gelungenen Ambiente des Mäxle wurden Kontakte vertieft und neue Freundschaften geschlossen. Es wurde gefachsimpelt, Erfahrungen ausgetauscht und die anwesenden Mediziner gaben auch gerne erste Auskünfte zu anstehenden Korrektur-Operationen.

Unsere Stadtführerin in Aktion
Unsere Stadtführerin in Aktion

Stadtrundfahrt mit dem Stuttgarter Hofbräu Event-Bus war gelungener Ausklang

Gut gelaunt trafen sich die CICATRIXler und ihre Gäste am Sonntag zu einer Stadterkundung. Die Stadtverwaltung hatte unserer Organisation kostenlos eine Stadtführerin zur Verfügung gestellt, die den Teilnehmern mit viel Esprit und Humor teils zu Fuß und teils per Bus die Schönheiten Stuttgarts erklärte. Viel Gelächter erntete die charmante Reiseleiterin, als sie genauestens erklärte, wie die "Schwobe ihren Woi schlotze", während Busfahrer und CICATRIX-Mitglied Manfred Reeh die gutgelaunte Gruppe sicher am Wohnhaus der Familie Porsche oder der Wilhelma vorbeisteuerte.

Danke

Unser Event war auch in diesem Jahr nur möglich durch den großen Einsatz der Organisatoren, die stillen Helfer im Hintergrund und unseren Sponsoren. Daher sagen wir von ganzem Herzen Danke an


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