Ole Rehmeyer Förderpreis
Konzept zur Prävention der posttraumatischen Belastungsstörung bei schwerbrandverletzten Patienten im BG Klinikum Hamburg.
Ole Rehmeyer, Jahrgang 1987, lebt mit seiner Familie in Neuallermöhe/Hamburg. Seit 2006 arbeitet Ole Rehmeyer in der Pflege und seit 2013 im BG Klinikum Hamburg.
Zuerst war sein Betätigungsfeld die Beatmungsstation der Frührehaabteilung. Seit 2014 arbeitet er auf der Intensivstation für Schwerbrandverletzte. In der Zeit von 2015 bis 2017 hat Ole Rehmeyer seine Fachweiterbildung für Anästhesie- und Intensivpflege erfolgreich absolviert und hat im Februar 2018 die Funktion des Praxisanleiters übernommen.
In seiner Facharbeit „Prävention der posttraumatischen Belastungsstörung bei Schwerbrandverletzten auf der Intensivstation“ war er für den Pflege-Hansepreis 2018 nominiert (unter den besten drei) und hielt einen Vortrag beim Intensivpflegekongress in Bremen. Ebenfalls hat Ole Rehmeyer beim B. Braun DGF Intensivpflegepreis 2018 gewonnen.
Seit 2016 beschäftigt sich Ole Rehmeyer mit der Entstehung, Prävention und Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) bei Intensivpatienten. 2017 schrieb er im Rahmen seiner Fachweiterbildung für Anästhesie- und Intensivpflege eine fachpraktische Arbeit über die Prävention der PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung) bei Schwerbrandverletzten auf der Intensivstation.
Konzept zur Prävention der posttraumatischen Belastungsstörung bei schwerbrandverletzten Patienten im BG Klinikum Hamburg
Zu den typischen Symptomen der PTBS zählen zum einen, dass die Patienten an belastende aufdrängende Erinnerungen und Gedanken an das Trauma leiden. Immer wiederkehrende Albträume und Flashbacks lassen kaum Schlaf zu und sorgen für Abgeschlagenheit. Zum anderen fällt es den Patienten immer schwerer, sich zu konzentrieren. Sie sind vermehrt reizbar und sehr schreckhaft. Dies kann im schlimmsten Fall zu familiären Krisen, wie Trennung und Streit oder aber auch zur Arbeitsunfähigkeit, führen. Patienten können diese Symptome schlecht einordnen, ertragen sie oder versuchen sie mit Alkohol- oder Drogenkonsum zu verdrängen. Die Arbeitsunfähigkeit führt zum finanziellen Ruin und verstärkt einen Rückzug und Interessenverlust am Leben. Depressionen sind die Folge. Einige Patienten leiden so sehr unter den Folgen der Symptome, dass sie nur den Suizid als Ausweg sehen.
Anhand von diagnostischen Interviews wurden bei 11–32% der erwachsenen Brandverletzten während der Akutphase eine akute Belastungsstörung diagnostiziert.
Im Verlauf konnte durch die gleiche Verfahrensweise bei 20–45 % der überlebenden, erwachsenen Schwerbrandverletzten eine PTBS ermittelt werden (Esselmann, Thombs, Magyar-Russel, Fauerbach, 2006).
Zusammengefasst zeigen diese Untersuchungen, dass fast jeder zweite schwerbrandverletzte Patient an einer posttraumatischen Belastungsstörung erkrankt und somit unter Stresssymptomen und ihren Folgen leidet.
Fazit / Ausblick
Ganz gleich ob eine akute Belastungsreaktion oder später eine posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert wird, können schon viele Merkmale oder Anzeichen einer psychischen Traumatisierung am Patienten erkannt und vielleicht sogar diese durch bestimmte Maßnahmen (Seelsorge, Gespräche, Intensivtagebuch, Broschüre, etc…) reduziert werden. Ein PTBS kann nicht verhindert werden. Wir können aber dazu beitragen, dass wir am Ende der Intensivtherapie einen informierten Patienten verlegen oder entlassen, der die Symptome einer PTBS erkennt und einordnen kann.
Für Ole Rehmeyer hat die Beschäftigung mit diesem Thema gezeigt, dass im Bereich der Intensivpflege von Schwerbrandverletzten die Kommunikation, in Form als Beratung bei der Verlegung, in geschriebener Form im Intensivtagebuch und aber auch im Bereich der Fortbildungen auf Station das wichtigste Instrument ist, ein PTBS Risiko zu reduzieren.
Im Dezember 2018 wird Ole Rehmeyer das Behandlungsteam der Intensivstation für Schwerbrandverletzte im Bereich „Umgang mit Psychotraumatisierten Patienten“ fortbilden.
Im Hinblick auf seine Arbeit auf der Intensivstation wird er das Thema Intensivtagebuch und Leitfaden für Patienten und Angehörige in Zukunft thematisieren und im Rahmen einer Projektgruppe umsetzen. Dabei wird eng mit der traumatologischen Intensivstation zusammengearbeitet, da diese das
Intensivtagebuch bereits für ihre Patienten nutzen. Die Patientenbroschüre für Brandverletzte soll in enger Zusammenarbeit mit dem ärztlichen Dienst und der peripheren Brandverletztenstation erstellt werden.
Ein Jahr nach Einführung des Intensivtagebuches und der Patientenbroschüre möchte Ole Rehmeyer im Rahmen eines Fragebogens eine Evaluation durchführen. Festzustellen sind Zufriedenheit und Handhabbarkeit sowie Bedarf an weiteren Schulungen.
Nach der Etablierungsphase dieser Umsetzungen soll das Follow-up Angebot im Behandlungsteam thematisieren werden. Die oben beschriebenen Maßnahmen wirken präventiv auf die Entstehung einer posttraumatischen Belastungsstörung. Mit diesem Konzept soll die Notwendigkeit dieser Handlungsfelder aufgezeigt und signalisiert werden, dass Intensivpflege auch bedeutet, sich intensiv mit dem Seelenleben eines Patienten zu beschäftigen.