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Dr. med. Christian Ottomann

CICATRIX-Studienpreisträger 2010

Dr. med. Christian Ottomann
Dr. med. Christian Ottomann

Christian Ottomann, geboren 1971 in Baden-Baden, studierte bis 2001 Humanmedizin an der Freien Universität Berlin.

Bereits während seiner Assistenzarzttätigkeit im Schwerbrandverletztenzentrum Berlin-Marzahn begann er seinen wissenschaftliche Laufbahn innerhalb der Arbeitsgemeinschaft Experimentelle Chirurgie an der Charite mit Untersuchungen zur hybriden Gewebetechnologie. Im Jahr 2007 lag der Forschungsschwerpunkt in der Entwicklung der Sprühtransplantation einer intraoperativ gewonnenen Mischzellpopulation in der Therapie schwerbrandverletzter Patienten. Tierexperimentelle Arbeiten, die den Einfluss der ischämischen Präkonditionierung von Lappenplastiken untersuchten, folgten im Jahr 2008. Seit 2009 galt sein Forschungschwerpunkt der verkürzten Kultivierungsdauer von Keratinozyten durch extrakorporale Stosswellen.

Seit 2010 befasste er sich mir der Begutachtung schwerbrandverletzter Patienten, woraus die Entwicklung eines neuen, verbesserten MdE Bogen resultierte. Derzeit ist er in der Abteilung für Plastische Chirurgie, Handchirurgie und Intensiveinheit für Schwerbrandverletzte, Universitätsklinkum Schleswig Holstein Campus Lübeck, tätig, wo er sich im Habilitationsverfahren befindet.

Die Forschungsarbeit von Dr. Ottomann

Die Bewertung der aus einem thermischen Trauma resultierenden Schäden ist ein komplexer Prozess, bei dem multiple Faktoren in die Gesamteinschätzung der MdE (Minderung der Erwerbsfähigkeit) einbezogen werden müssen. Der begutachtende Plastische Chirurg muss neben den lokalen Veränderungen der Haut, die aus der Größe der Verbrennungsfläche- und Tiefe resultierenden systemischen Folgen der Verbrennungskrankheit berücksichtigen. Die Berechnung der MdE die Basis der gutachterlichen Stellungnahme im Rahmen der Gesetzlichen Unfallversicherung nach einem Arbeits- oder Wegeunfall dar. Die Einschätzung der MdE begründet sich auf die von Henkel von Donnersmarck und Hörbrand im Jahrbuch der Versicherungsmedizin aus dem Jahr 1996 zitierten Vorgehensweise.

Die Gesamteinschätzung der MdE setzt sich dabei aus drei Hauptteilen zusammen: der Funktionseinschränkung, der Bewertung des Lokalbefundes (verbrannte Körperoberfläche, einem der Narbenausprägung entsprechenden Faktor und der Verbrennungslokalisation) und den resultierenden somatischen bzw. vegetativen Beschwerden, wie beispielsweise Narbenschmerzen, Juckreiz oder Taubheitsgefühle etc. Die Kriterien zur Bewertung aller drei Teile, so Ottomann, sind jedoch ungenau aufgrund des großen subjektiven Bewertungsspielraumes des Gutachters, was zu einer unterschiedlichen und vom Gutachter abhängigen Gesamteinschätzung des MdE führt.

Simulierte Studie mit 10 Probanden

Für die Schwerbrandverletzten - mit rund 2500 Neu-Verunfallten pro Jahr - bedeutet der neue MdE Bogen ein objektives und transparentes Begutachtungsschema, das aufgrund der Nachvollziehbarkeit eine enorme Erleichterung darstellt. Daraus resultiert Rechtssicherheit in juristischen Auseinandersetzungen. Aus diesem Grund unterstützt CICATRIX e.V. die Einführung und Anwendung des neuen MdE-Bogens nach Ottomann & Hartmann.

Den MdE-Bogen bei CICATRIX als PDF... (ca. 1,8 mb):

Für die Studie wurden 10 Patienten im Jahr 2010 frühestens ein Jahr und maximal 3 Jahre nach dem erlittenen thermischen Trauma, von drei unterschiedlichen Ärzten aus dem Fachgebiet der Plastischen Chirurgie anhand des bestehenden MdE-Bogen begutachtet. Eine invasive Diagnostik, wie z.B. Blutuntersuchungen oder Biopsien, wurde nicht durchgeführt, weder den Probanden noch den anderen Gutachtern wurden die Ergebnisse mitgeteilt.

Die 10 unabhängig voneinander durchgeführten simulierten Gutachten führten nur in einem von 10 Fällen zu einer gleichen Einschätzung der Gesamt-MdE. Die größte Differenz betrug 20 Prozent in einem Fall, in einem weiteren Fall 15 Prozent, in fünf resultierte eine um 10 Prozent unterschiedliche Einschätzung. Bei zwei Patienten differierte die Prozentzahl fünf Prozent. Dr. Ottomann zog daraus das Fazit, dass der bestehende Bewertungsbogen zu viel Spielraum lässt und genauere Kriterien für eine transparente Beurteilung notwendig ist.

Aus diesen Ergebnissen resultierend erfolgte in Zusammenarbeit mit Dr. med. Bernd Hartmann die komplette Überarbeitung des bestehenden MdE-Bogens. Ein Messblatt wurde in den MdE-Bogen integriert, der nicht nur zusätzliche Bewegungseinschränkungen berücksichtigt, sondern abhängig vom Bewegungsausmaß eine definierte Einschätzung erlaubt.

Erstmals werden aus dem Verbrennungstrauma resultierende stigmatisierende Narbenareale wie Hals oder Füße sowie Gesicht und behaarte Kopfhaut gesondert bewertet. Das geschlossene Antwortsystem der somatischen Beschwerden wurde verlassen um ein objektives Ergebnis zu erhalten.

Die Bewertung der einzelnen Kritierien wurde verändert, da in dem vorhergehenden MdE Bogen maximal eine MdE von 40% erreicht werden konnte, wenn keine Bewegungseinschränkung vorlag.

Der überarbeitete MdE Begutachtungsbogen nach Ottomann & Hartmann wird von der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin derzeit zur Evaluation empfohlen.


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